



Female Gaze
From Virtual to Reality
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Herausgeber | Alexander Ochs, Silke Tobeler |
Autor(en) | Alexander Ochs, Silke Tobeler |
Umschlag | Hardcover |
Maße | 23 x 30 cm |
Seitenzahl | 48 |
Abbildungen | 51 |
Sprache(n) | Deutsch |
ISBN | 978-3-96912-058-3 |
Kunstwerke präsentieren eine Haltung
Der „Female Gaze“ bezeichnet eine Haltung, die konträr zum Male Gaze steht. Der Begriff „Male Gaze“ kam in den 1970er Jahren in der Film- und Werbeindustrie auf. Damit ist gemeint, dass Frauen in Filmen oftmals nicht als Hauptdarstellerinnen agieren, sondern das unterstützende Beiwerk des Mannes sind. Der Male Gaze entspringt einer patriarchalen Gesellschaft, die sich im Wandel befindet. Der Female Gaze propagiert eine moderne Form der Emanzipation, die einerseits den Mann dazu auffordert, eingefahrene Strukturen zu verlassen und – viel mehr noch – die Frauen dazu veranlassen will, sich selbstbewusst die Stärke ihrer Weiblichkeit zu vergegenwärtigen und diese zur Quelle eines eigenen künstlerischen Schaffens und eines eigenen Blicks auf die Welt zu machen. Seit vielen Jahren besucht die Autorin Silke Tobeler Künstler:innen in ihren Ateliers. Aus den dort entstandenen Fotos und geführten Gesprächen entstand der Blog Female Gaze.
Weitere Bücher
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Brandon Lipchik
10€ In den WarenkorbIn den letzten Jahren hat sich eine wagnerianische Nacht über die Bilder von Brandon Lipchik (geb. 1993 in Erie, PA, lebt und arbeitet in Brooklyn, NY, und Berlin) gesenkt. Monde gehen auf, Bestien und Titanen ziehen in eine homogene Welt der Swimmingpools, weißen Zäune und sauber geschnittenen Rasen ein. Die am Computer gerenderten und dann per Hand auf die Leinwand übertragenen Gemälde des Künstlers kreisen um den Backyard als mythisch aufgeladenen Ort der Popkultur. Die grell ausgeleuchteten, multiperspektivischen Bilder greifen typische Einstellungen aus Schwulenfilmen der 1980er Jahre auf und zitieren einen cleanen American-Apparel-Look. Lipchik dekonstruiert digital Männerkörper, Räume, Pflanzen, Objekte und Fauna, zerlegt sie in rudimentäre, abstrakte Formen. Seine Figuren, die auf Smartphones und Wasseroberflächen starren, erinnern an frühe Computeranimationen. Dabei bleiben sie merkwürdig leer, wie Avatar-Behälter, die mit neuen spekulativen Narrativen gefüllt werden können.
- Erscheint Juni 2025
Simone Haack
NEW MAGICAL REALISM44€ In den WarenkorbWenn wir vom Magischen Realismus sprechen, denken wir meist an das literarische Genre. Als Franz Roh den Begriff prägte, bezog er sich aber auf eine Strömung in der deutschen bildenden Kunst in den Jahren vor dem Aufkeimen des Faschismus. Was eine wichtige Abgrenzung von Expressionismus und Abstraktion markierte, erlebt durch Simone Haack als Wegbereiterin eines Neuen Magischen Realismus seit der Jahrtausendwende eine Renaissance, die heute in einer der damaligen vergleichbaren geopolitischen Situation erscheint. In Haacks Werk verdichten sich subtile Referenzen an Giorgio de Chirico und die pittura metafisica, die Neue Sachlichkeit, kafkaeske Malerei und die metaphysische Dimension des Surrealismus zu einer unverkennbaren Bildsprache. Eine der bedeutendsten Positionen in der Kunst unserer Zeit.
- vorübergehend nicht lieferbar
Shara Hughes
Day by Day by DayWeiterlesenZeichnerische Ausformungen des Unbewussten
Die Malerin Shara Hughes (geb. 1981 in Atlanta, GA, lebt und arbeitet in Brooklyn, NY, USA) gehört zu den „Rising Stars“ der US-amerikanischen Kunstszene. Ihre bunten, imaginären Landschaften in strahlender Palette und expressivem Gestus sind Reverenzen an Symbolismus, Fauvismus und Expressionismus und halten einem Vergleich zu deren Umgang mit Licht und Raum problemlos Stand. Hughes arbeitet intuitiv, bringt Farben auf die Leinwand, die ihren momentanen Gefühlen entsprechen. Sie nennt die Bilder „psychologische Landschaften“, bei denen sie nicht weiß, was als nächstes passiert und die eine verletzliche Grenze tangieren. Das umfangreiche Buch zeigt zahlreiche, meist großformatige Papierarbeiten aus den letzten drei Jahren und enthält einen Essay des New Yorker Kunstkritikers Andrew Russeth.
Shara Hughes machte ihren Abschluss an der Rhode Island School of Design und besuchte später die Skowhegan School of Painting & Sculpture in Madison, ME. Sie hatte Einzelausstellung im Arts Club, London, im Newport Art Museum, in der Metropolitan Opera, New York, und im Museum of Contemporary Art of Georgia in Atlanta. 2017 nahm sie an der Whitney Biennial im Whitney Museum of American Art in New York teil.
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Maxim Gunga
10€ In den WarenkorbMaxim Gunga ist in der Malerei frei von Berührungsängsten. Auf seiner Leinwand schmiegen sich die Ölfarben hemmungslos aneinander, verschmelzen, so wie die Tiere, die Menschen und die Stadtlandschaft Berlins, die ihm als Motive dienen. Körper und Seele, Tierisch-Natürliches und Architektur, Profanes und Heiliges, Sub- und Massenkultur – alles durchdringt sich gegenseitig in Gungas großformatigen Gemälden, uniert zu hybriden Körpern. Das Ergebnis ist eine ekstatische Intimität, ein Fluss aus Farben und mehr oder minder abstrahierten, dynamischen Formen hin zum Urzustand, zum Biotop, zur puren Energie: ewiger Wandel. Konsequenterweise amalgamieren in seinen Bildern auch verschiedene Stile und Epochen der Malerei. Er lehnt sich an am (Neo-)Expressionismus, an der Art Brut, an Baselitz, Lüpertz, den Neuen Wilden, an der Moderne, am Fauvismus, an van Gogh und Matisse. Die Kunstgeschichte verbindet sich über seinen präzisen, geschulten Pinselduktus mit unserer heutigen Lebenswelt und unseren Affekten. Auf sämtliche Geister der Vergangenheit und Gegenwart treffen wir in den Bildern dieses Katalogs, in einem Rausch der Sinne, in der Ursuppe Berlin, in die wir freudig eintauchen.
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Alexandru Chira
42€ In den WarenkorbDas Werk von Alexandru Chira (geb. 1947 in Tauseni, Rumänien, gest. 2011 in Bukarest) kartografiert auf systematische und umfassende Weise eine fiktiven Forschungsbereich. Seine Gemälde, Zeichnungen und Objekte, deren einzelne Elemente an Schalter, Bildschirme, Tastaturen und Hebel erinnern, dienten dem Zweck „Regen und Regenbogen zu bringen“, Wohlstand zu fördern und Hochwasser zu verhindern. In seinem Kunstlabor arbeitete Chira wie ein Bauer, der das Feld bestellt. Er säte in seiner Malerei Symbole, verpflanzte sie bisweilen, um neue semiotische Verbindungen zu schaffen, erntete sie dann und sammelte alles in gemalten Maschinen verschiedener Formen und Dimensionen. In den 1990er-Jahren, als Chira schon Universitätsprofessor und anerkannter Künstler war, erfüllte er sich mit dem „Ensemble von Tauseni“, dem größten Ein-Mann-Monument in Transsylvanien, einen Lebenstraum. So besteht ein Hauptteil seines Werkes aus Skizzen und weiterentwickelten Arbeiten, die sich auf das Monument beziehen. Im Laufe seiner jahrzehntelangen agrar-ästhetischen Faszination verbanden sich Architektur, Design, Astronomie, Geschichte, Magie, Ufologie, Mystik, Schamanismus und Theosophie zu einer Art praktischem Wissen, aber auch zu spiritueller Spekulation für sein Vorhaben.
Die umfangreiche Monografie mit über 750 Abbildungen umfasst vier Dekaden künstlerischen Schaffens von Alexandru Chira und basiert auf langjährigen Recherchen des National Museum of Contemporary Art of Romania. Sie enthält zahlreiche Transkriptionen von Texteinschüben, Legenden, Instruktionen zum Decodieren der Arbeiten und Gedichtfragmenten, die in den Bildern von Chira enthalten sind.
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Jenny Michel
Doors, Windows and Cells38€ In den WarenkorbDie Überreste unserer Gesellschaft
Seit rund zwei Jahrzehnten beschäftigt sich die Künstlerin Jenny Michel (geb. 1975 in Worms; lebt und arbeitet in Berlin) mit kleinsten Teilchen wie Staub, Spinnweben und elektromagnetischen Feldern im Raum. Ihre Faszination für Wissensordnungen, Symbole und Utopien zeigt sich in Installationen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen, die in raumgreifenden Gesamtkompositionen ausgestellt werden. Michel lässt ihre fantastischen Weltfragmente aus Papier, Klebeband, Heftklammern und anderen industriell gefertigten Kleinteilen zu verstörend dichten Strukturen wachsen – das menschliche Wissen wird zum Zivilisationsschrott, dessen Lesbarkeit sich unter Schichten von Bedeutung, Umschreibungen und Überlagerungen verliert. Die umfangreiche Monografie präsentiert die wichtigsten Werkgruppen der Künstlerin und neue Arbeiten auf Papier.
Jenny Michel studierte an der Kunsthochschule Kassel und an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeiten waren unter anderem im Museum Wiesbaden, in der Draiflessen Collection, in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt und in der Berlinische Galerie zu sehen. 2010 wurde Michel mit dem HAP-Grieshaber-Preis ausgezeichnet.
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Felix Schramm
Things To Come44€ In den WarenkorbDas bildhauerische Werk von Felix Schramm (geb. 1970 in Hamburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf) setzt sich mit Raum und Körper auseinander. In verschiedenen Ansätzen wie installativen Rauminterventionen, Skulpturen und Collagen generiert der Künstler seine Raumformen, wobei er sowohl klassische Werkstoffe, industriell gefertigte Materialien als auch Abfälle und Staub verwendet. Deformationen, Risse, Brüche oder Störungen unterwandern in seinen konstruierten Formensembles die bestehende Ordnung. So bilden sich neue räumliche Zusammenhänge und zeitliche Verschränkungen. Material und Durchformung werden in ein prekäres Verhältnis gebracht und durch Zersetzung, die ein integraler Bestandteil von Schramms Arbeit ist, in Setzung und Neubildung überführt. Die umfangreiche Publikation versammelt Werke und Ausstellungen aus den letzten fünf Jahren und ist Schramms erste Monografie, die einen Querschnitt durch sein gesamtes Schaffen mit allen Werksträngen zeigt.
Felix Schramm studierte von 1991 bis 1993 an der Accademia di Belle Arti in Florenz und von 1994 bis 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er Meisterschüler von Jannis Kounellis war. Es folgten Studienaufenthalte in Tokio 2000 sowie an der Villa Massimo in Rom 2008.
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Maximilian Rödel
Celestial Artefacts50€ In den Warenkorb„Man muss sich davon freimachen, etwas zu wollen, und sich stattdessen darauf beschränken, etwas zu sein.“ – Maximilian Rödel
Tiefschwarz, Apricot, Magenta und Pastell-Violett: In ihrer scheinbaren Monochromie durchschreiten die Gemälde von Maximilian Rödel (geb. 1984 in Braunschweig, lebt und arbeitet in Berlin) nicht nur Farbspektren, sondern gleichsam Erfahrungshorizonte. Wer sie eingehend betrachtet, begibt sich auf eine Reise durch Raum und Zeit. Vorder- und Hintergrund sind eins, Tiefe und Oberfläche zugleich, es entsteht ein Sog, in dem Farbnuancen ineinandergreifen, verschwimmen, flirren, aufblitzen. Der Künstler beschreibt die Bilder als ungebündelte Energie, die bereits existiert und die er lediglich freigelegt hat.
Die erste Publikation zu Rödels Werk präsentiert die Ausstellung Celestial Artefacts im Neuen Aachener Kunstverein mit dem Schwerpunkt auf die Werkreihe der Prehistoric Sunsets (2018–2021). Erweiternd gibt es Bildtafeln einzelner Werke und einen ausführlichen Bildindex, in dem noch Ausschnitte vergangener, im Kontext relevanter, Bildserien zu finden sind. Aperçus von Rafael Horzon und Leif Randt sowie kunstbezogene Texte von Domenico de Chirico, Lena Fließbach, Stefanie Gerke, Philipp Hindahl und Maurice Funken fügen den Gemälden eine weitere Dimension hinzu.
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Margret Eicher
Lob der Malkunst38€ In den WarenkorbAktuelle Bildkommunikation in historischer Webtechnik
In ihren großformatigen Tapisserien verbindet Margret Eicher (geb. 1955 in Viersen, lebt und arbeitet in Berlin) die barocke Form der Bildteppiche mit bekannten Motiven aus aktuellen Medienbildern. Die Bildvorlagen werden digitalisiert und in aufwendiger Bearbeitung am Computer miteinander verbunden. Ihre ‚Medientapisserien‘ befinden sich damit an der Schnittstelle zwischen dem im traditionellen Sinn materiellen Kunstwerk und dem elektronischen Rauschen des Digitalen: zwei Welten, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen und in Eichers Werk doch harmonisch vereint sind. So trifft in Göttliche Liebe Caravaggios Dornenkrönung auf ein sich küssendes schwules Paar aus einer Berliner Toleranzkampagne und Botticellis Geburt der Venus wird mit einer Frankfurter U-Bahnstation gesampelt. Die Praxis der konzeptionellen Kunstproduktion, bei der die künstlerische Idee im Zentrum steht und die Ausführung in den Hintergrund rückt, wird in Lob der Malkunst schließlich selbst zum künstlerischen Konzept erhoben. Im Innenraum der Berliner Paris Bar lässt Eicher den Maler Martin Kippenberger als Dandy posieren und die verschiedenen Strömungen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aufeinanderprallen.
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Paul Uwe Dreyer
Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken68€ In den WarenkorbMaler, Zeichner und Grafiker der Konkreten Kunst
Paul Uwe Dreyer (geb. 1939 in Osnabrück, gest. 2008 in Stuttgart) war über dreißig Jahre lang Professor für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sein OEuvre lässt sich der geometrisch-konstruktiven Kunst zuordnen. Vor dem Hintergrund subjektiver Erfahrungen von Wirklichkeit veranschaulicht Dreyer in seinen Kompositionen die Dialektik von Ordnungsprinzipien und deren Variationsmöglichkeiten, die bereits in seiner ersten Schaffensperiode ab Anfang der 1960er Jahre und insbesondere seit Beginn der 1970er Jahre mit seinen Bildpaaren und Bildsequenzen zum Ausdruck kommen. In den Arbeiten entsteht ein spannungsvoller, hierarchieloser Dialog zwischen Farben, Flächen und Linien. Die Chronologie des Werkverzeichnisses zeigt die Stringenz der Motiventwicklung von den frühen bis zu den späten Schaffensphasen, von architektonischen, figürlichen und ornamentalen Abbreviaturen über Zeichen- und Signethaftes hin zu komplexen Raumdurchdringungen.
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G. I. Widmann
Retrospektive24€ In den WarenkorbWürdigung zum hundertsten Geburtstag. Eine der wichtigen figurativen Positionen der jungen Bundesrepublik
Sie war eine ungewöhnliche Malerin, die mit dem Künstlernamen ihr Geschlecht zu verbergen suchte, während sie gleichzeitig auf ihren großformatigen Leinwänden die eigenen Lebensumstände als freischaffende Künstlerin und alleinerziehende Mutter thematisierte. Gudrun Irene Widmann (geb. 1919 in Reutlingen, gest. 2011 in Reutlingen) schuf ein Œuvre, das Geltung als eine der bedeutenden figurativen Positionen der 1950er- und 1960er Jahre beansprucht. Der Band zur Retrospektive zeugt von einer starken Persönlichkeit und beleuchtet neben dem künstlerischen Selbstverständnis auch die Einflüsse von Gesellschaft sowie persönlichen Lebenszusammenhängen – stellvertretend für die Situation weiblicher Kunstschaffender im Allgemeinen.
Gudrun Irene Widmann studierte während des Zweiten Weltkriegs an den Akademien in Düsseldorf, Stuttgart und Wien. In ihrer Heimatstadt Reutlingen arbeitete sie bis zu ihrem Tod im eigenen Atelier.
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Barbara Armbruster
Meins Mine24€ In den WarenkorbEin interkulturelles Künstlernarrativ zwischen Deutschland und Ägypten
Barbara Armbruster (geb. in Bad Waldsee, lebt und arbeitet in Stuttgart) setzt sich in ihrem Werk mit kulturellen und gesellschaftlichen Räumen, Strukturen und Identitäten auseinander. Geprägt von vielen Jahren des Aufenthalts in der nordafrikanischen Metropole Kairo sind Armbrusters Arbeiten Beziehungspunkte zweier völlig verschiedener Kulturräume. Die Monografie zeigt einen faszinierenden Einblick in ihre kontinuierlich entwickelte Ausdruckssprache zwischen arabischer Kalligrafie, stilisierter Ornamentik und fotografischer Inszenierung von Alltagsarchitektur.
Barbara Armbruster studierte Freie Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, an der sie später einen Lehrauftrag innehatte. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgestellt, darunter im Goethe-Institut in Kairo, im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, und im Kunstverein Freiburg.
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Sebastian Stöhrer
Bewohner40€ In den WarenkorbSebastian Stöhrers Werk kann mit Recht als Schöpfung bezeichnet werden. Aus Ton – also im Grunde aus Erde – formt er seine „Bewohner“: farbenfrohe, freundlich wirkende Skulpturen-Wesen, teils mit an Extremitäten erinnernden Erweiterungen aus Stöcken oder Ästen. Sie kommen locker-humorvoll daher, sind aber keineswegs bloß das Produkt einer Eingebung oder Laune. Es bedarf jahrzehntelanger akribischer Erkundungen am Brennofen auf Grundlage der jahrtausendealten Töpferkunst sowie fundierter Kenntnisse der Chemie und Physik, um solche Farben und Formen zu schaffen. Stöhrer wird als Alchemist bezeichnet, und tatsächlich tritt er zur Ehrenrettung dieser forschenden Zunft, eine Vorläuferin der modernen Naturwissenschaften, an. Die Alchemie vereint wie Stöhrers Werk pure Vernunft mit dem Zufall und einem Fünkchen Magie. Der Künstler treibt ein intuitives, sinnliches Spiel mit der Tonerde und der kaum kalkulierbaren Farbigkeit der Glasuren – die Schöpfung trägt nun mal auch das Chaos, das Anarchische, Triebhafte in sich. Als ihre Verkörperung treten uns Stöhrers „Bewohner“ entgegen; als Abbilder, vielleicht auch als Boten einer künftigen gutmütigen Version unserer selbst.
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Susanne Rottenbacher
Radiationen40€ In den WarenkorbIn ausgreifenden Kompositionen mit Licht macht Susanne Rottenbacher (geb. 1969 in Göttingen, lebt und arbeitet in Berlin) das Feuer des Lebens in seiner zeitlich fließenden Dimension sichtbar. Plotin spricht vom Feuer als „seelischer Potenz der Schönheit“. In Analogie dazu inszeniert Rottenbacher Licht in ihren Arbeiten als Energie im Raum. Dabei erschafft die in den Vereinigten Staaten und Großbritannien als Licht- und Bühnenbildnerin ausgebildete Künstlerin schwebende Lichtchoreografien aus farbiger LED-Technik in Verbindung mit Acrylglas als transparentem Formträger. Es entstehen stille, sich rauschhaft entfaltende Rauminstallationen von magischer Dynamik.
Während Licht in der christlich-sakralen Architektur seit dem Mittelalter ästhetisch als Klarheit des göttlichen Geistes eingesetzt und wahrgenommen wird, beginnt die Geschichte der Lichtkunst erst nach dem Ersten Weltkrieg. Nach fünfzehn Jahren künstlerischer Praxis reiht sich Rottenbacher nicht nur in eine einhundertjährige Tradition der Lichtkunst in Europa und den USA ein, ihre Arbeiten nehmen vorausschauend auch eine Zeit vorweg, in der der Mensch neben den Wissenschaften auch seinen Gefühlen Raum geben kann.
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Vanessa Henn
Same Same35€ In den WarenkorbVanessa Henn (geb. 1970 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Berlin) verbindet in ihren Objekten und Installationen formale Reduktion mit spielerischer Komik. Ihre Treppengeländer aus den unterschiedlichsten Materialien ziehen sich Wände entlang, ragen in Räume hinein, zeichnen Spiralen, markieren Linien oder Schwünge und beziehen oft die Betrachtenden mit ein. An der Grenze von Architektur und Skulptur finden sich in ihrem Werk aber nicht nur Handläufe, sondern auch Brücken, Treppen und Zäune. Sie alle bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen statischem Kunstwerk und seinem dynamischen Umfeld, das die Künstlerin dadurch auflöst, dass sie die Arbeiten ins Alltagsgeschehen einbindet. Ein Geländer, das in Gegenrichtung zur Treppe verläuft oder unvermittelt in der Decke oder im Boden endet, ist seiner Funktionalität enthoben und kein Helfer beim Gehen. Es ist eher ein Begleiter ins Imaginäre und Ungewisse. Und das macht die Kunst von Vanessa Henn so anziehend.
Das Buch präsentiert Vanessa Henns neueste Arbeiten aus den Jahren 2019-2023.
Vanessa Henn studierte 1992–2001 Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, 1995–1996 am Edinburgh College of Art und machte 1999–2000 den Master of Fine Art an der University of Canterbury School of Fine Art in Christchurch, Neuseeland.
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Ruth Wolf-Rehfeldt – Wie eine Spinne im Netz
38€ In den WarenkorbRuth Wolf-Rehfeldt (geb. 1932 in Wurzen; lebt in Berlin) ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich in der DDR der Schreibmaschinengrafik widmeten. Auf ihrer „Erika“-Schreibmaschine ließ sie aus Buchstaben, Zahlen, Kommas und Pluszeichen fantasievolle Bilder entstehen. Unter ihren Händen verwandelten sich die schwarzen und roten Lettern in poetische Sprachbilder, sanft dahingleitende Wellen, serielle Muster und in architektonische oder figurative Gebilde. Diese Typewritings suchen die Nähe zur Konkreten Poesie und weisen deutliche Parallelen zur Konzeptkunst und Minimal Art auf. In den 1980er-Jahren wurden sie zudem zu Collagen erweitert, die an die dadaistischen Bildmontagen Hannah Höchs erinnern. Mit ihren Grafiken partizipierte Wolf-Rehfeldt auch aktiv am Mail Art-Programm der DDR. Sie verschickte die Typewritings an Künstler:innen außerhalb der unüberwindbaren, nationalen Grenzen und baute so ein umfangreiches Kommunikationsnetz auf, das sich um den gesamten Globus spannte.
Die reich bebilderte Monografie unterstreicht die Vielfalt und darüber hinaus die Aktualität von Wolf-Rehfeldts Arbeiten, die unter dem Eindruck des Kalten Krieges entstanden und den fragilen Zustand des Friedens thematisieren, aber auch die schon damals spürbare Umweltzerstörung in den Blick nehmen.
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Sam Falls
After Life45€ In den WarenkorbSam Falls (geb. 1984 in San Diego, lebt und arbeitet in New York) gibt die Autorschaft für seine Arbeiten an die Phänomene der Natur ab. Indem er Trägermaterialien wie Leinwand, Aluminium oder Kacheln mit wasserreaktiven Trockenpigmenten und Pflanzenteilen versieht und über einen längeren Zeitraum den Einwirkungen von Sonne, Regen und Wind an einem bestimmten Ort überlässt, bezieht er bewusst den Zufallsmoment in sein Werk mit ein. Der spielerische und doch konzeptionell strenge Prozess ist eine Metapher für die Vergänglichkeit alles Körperlichen. Falls’ symbiotische Arbeit mit der Natur und ihren Elementen macht Referenzen an die Technik des Fotogramms und an die Land Art deutlich. Damit verbindet er so verschiedene Medien wie Fotografie, Skulptur und Malerei und schließt die Kluft zwischen Künstler, Objekt und Betrachter.
Sam Falls studierte am Reed College in Portland, Maine, und am International Center of Photography Bard in New York. Er hatte unter anderem Einzelausstellungen im Hammer Museum, Los Angeles, im Mori Museum, Tokio, und im Frankfurter Kunstverein.
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Billy Al Bengston
Paintings & Watercolors48€ In den WarenkorbDie Erste Monografie des kalifornischen Pop-Art-Künstlers seit über dreißig Jahren
Billy Al Bengston (geb. 1934 in Dodge City, lebt und arbeitet in Venice, Kalifornien, und Honolulu, Hawaii) steht für das heitere, unbekümmerte Lebensgefühl Kaliforniens – mit seinem Werk ebenso wie seiner Person als ehemaliger Surfer und Motorradrennfahrer, extravaganter Künstler und zentraler Figur der West Coast Pop Art. Nach Studien am California College of Arts and Crafts und am Otis Art Institute stellte er bereits 1957 in der legendären Ferus Gallery aus und war Mittelpunkt einer Künstlergruppe, zu der auch Frank Gehry, Edward Kienholz, Ed Ruscha und Ken Price gehörten. BAB, wie er sich selbst apostrophiert, fügt Auto- und Motorradteile als Motive in seine ansonsten abstrakten Bilder ein, benutzt statt Ölfarbe Lack und Sprühdose und statt der traditionellen Leinwand Aluminiumplatten mit zuweilen eingedellter Oberfläche. Kunstschaffen und Lebensstil verbinden sich zur individuellen „Bengston-Ikonografie“ des California Cool.
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Martin Krumbholz
Alex, Martin und Ich14€ In den Warenkorb„Die Berufung des heiligen Matthäus“ – so hat Martin Krug seine Novelle benannt, nach Caravaggios ikonischem Bild in der Kirche Luigi dei Francesi in Rom. Die Ironie ist offensichtlich, denn Martin, als Protagonist seiner Erzählung, zögert im Hinblick auf seine Berufung, die Nachfolge seines Chefs Alexander Blumenthal anzutreten, weil er sich im gemeinsamen Urlaub in dessen Ehefrau Marion verguckt hat. Doch Martins Freund, um seinen Rat gebeten, schlägt einen anderen Titel vor: Gespenstergeschichte. Denn sie handelt auch davon, wie der geheimnisvolle Alexander im Meer, scheinbar für immer, verschwindet…
Martins Freund und Gesprächspartner, der Ich-Erzähler des Romans, fügt der Novelle eine Rahmenhandlung hinzu, in der sich deren Motive spiegeln. Es geht um Liebe als Passion, um Eros und Sex, um Loyalität und Verrat, um Männlichkeit und Ritterlichkeit, um Kunst, Film und Musik. Alberto Moravias Roman Die Verachtung, von Jean-Luc Godard glamourös verfilmt, wird als MeToo-Geschichte neu verstanden und diskutiert.
Martin Krumbholz (geb.1954 in Wuppertal-Elberfeld, lebt und arbeitet in Düsseldorf) ist Autor und Theaterkritiker. 2013 erschien sein erster Roman Eine kleine Passion.
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Zwischen Freiheit und Moderne
Die Bildhauerin Renée Sintenis29€ WeiterlesenEine erfolgreiche Bildhauerin und das Sinnbild der „Neuen Frau“
Renée Sintenis (geb. 1888 in Glatz, gest. 1965 in Berlin) gehört zur ersten Generation professioneller Bildhauerinnen zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Geschickt nutzte sie die Geschäftsbeziehungen mit ihrem Galeristen Alfred Flechtheim, der sie mit Sammlern in Paris, London und New York bekannt machte. Besonders ihre bewegte Kleintierplastik vermarktete sich überaus lukrativ. Durch ihren Berliner Bären – in kleiner Fassung seit 1960 auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin überreicht – erfuhr sie in den 1950er Jahren erneute Popularität. Der Katalog schildert das vielfältige Œuvre der Bildhauerin und gibt Einblick in das Selbstverständnis einer der erfolgreichsten Künstlerinnen der Weimarer Republik, die durch ihre schillernde Erscheinung zum Sinnbild der „Neuen Frau“ wurde.
Renée Sintenis studierte an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Sie nahm an den Ausstellungen der Freien Secession teil und hatte von 1948 bis 1955 eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin inne.